Ein Waisenmädchen findet den Goldenen Hirschen

Ein Bauer in einem Dorf am Döbra hatte sich ein Waisenmädchen als Kleinmagd gedingt. Da es so ganz allein auf der Welt stand, nützte er es tüchtig aus. Solange kein Schnee lag, schickte er es alle Tage auf den Döbra, wo es für jede Fütterung einen großen Korb voll Waldgras holen musste. Dieses rupfte es mit bloßen Händen unter den Büschen und zwischen den Felsen. Die Sichel ließ ihm der Bauer nicht mitnehmen, da er fürchtete, es würde sie an einem der vielen Steine beschädigen, und Handschuhe besaß es nicht.

Wie das Mädchen einmal an einem Sonntagvormittag den mit Gras gefüllten Korb heimtragen wollte, stand es auf einmal vor einer offenen Grube, aus der der Goldene Hirsch glänzte. Rasch entschlossen leerte es den Korb, packte den Hirschen hinein und lief, wie von Hunden gehetzt, Tage und Nächte, immerzu, ohne müde zu werden, ohne zu essen und zu trinken.

Im Angesicht einer großen Stadt musste es sich endlich setzen, um zu ruhen. Weil ihm die Gegend recht gut gefiel, siedelte es sich da an. Bald nannte es ein prächtiges Schloss mit Wagen und Dienern sein eigen. Hier lebe es ein langes, glückliches Leben voller Wohltun und Mitteilen.