Schlehenwein

Wie man´s macht

von

Gerhard Brütting
Am Döbraberg 15
95131 Schwarzenbach a. Wald
E-Mail: gerhard.bruetting@web.de

Oktober 1998

Die Materialliste:

  • Gärballon mit Gummikappe und Gäraufsatz oder Gärröhrchen,
  • Messbecher, großer Trichter mit weiter Öffnung zum Einfüllen der Früchte,
  • Holz-Stößel zum Zerstoßen der Früchte, Reinigungsbürste für den Ballon, Schlauch zum Abziehen des fertigen Weins, Flaschenkorken,
  • Reinzuchthefe der Sorte "Burgunder" oder "Portwein", Nährsalztabletten, (Antigeliermittel ist nicht unbedingt erforderlich).

Das Rezept:

Für einen 20 bis 25 Liter-Ballon werden benötigt:

6 kg Schlehen, 6 Liter Wasser, 3 kg Zucker, einige Nährsalztabletten (laut Hersteller bis zu 5), Reinzuchthefe.

Die Früchte:

Die Schlehen sollten nicht zu früh gepflückt werden, da sie sonst einen hohen Gerbstoffgehalt besitzen. Die beste Erntezeit ist der November.

Dies ist der erste mühevolle Akt auf dem Weg zu einem guten Fläschchen Schlehenwein.

Denn die Sträucher der Schlehe sind dornig. Daher rührt auch der Name Schwarzdorn oder Prunus spinosa. Erste Nachtfröste reduzieren den Gerbstoffgehalt. Früher glaubte man, hier auch durch Einfrieren der gewaschenen Schlehen etwas nachhelfen zu können. Dies ist jedoch inzwischen wissenschaftlich widerlegt.

Das Waschen ist mühsam, da die Früchte sorgfältig von Blättern und Zweigen getrennt werden müssen.

 

Der Ansatz:

Die gewaschenen Früchte werden in einem geeigneten Gefäß zerstoßen. Dabei kommt es darauf an, dass die Fruchthäute aufplatzen, damit sich der Inhalt der Frucht auflösen kann. Die Frucht liefert ja den Geschmack. Auf keinen Fall dürfen die Kerne zerstört werden, da sie ein Gift enthalten. Handarbeit ist daher jeglichem Einsatz von Maschinen vorzuziehen!

Dies ist der zweite mühevolle Akt auf dem Weg zu einem guten Fläschchen Schlehenwein.

Der Fruchtbrei wird nun mit Hilfe eines großen Trichters in den Gärballon gefüllt. Da der Brei oft sehr zäh ist, wird dies nur zusammen mit Zuckerwasser gelingen, das man vorbereitet hat. Man löst dabei 1 kg Zucker in einem Liter warmen Wassers auf. Das übrige Wasser setzt man kalt hinzu, um die Temperatur des Ansatzes nicht zu sehr über die Raumtemperatur ansteigen zu lassen. Auch die Nährsalztabletten werden zerstoßen und in Wasser aufgelöst. Zum Schluss wird die Reinzuchthefe zugesetzt. Da es sich um Lebendmaterial handelt, ist darauf zu achten, dass die Temperatur nicht zu hoch ist!

Reinzuchthefen zu verwenden, hat den Vorteil, dass die Gärung rascher in Gang kommt, als überließe man den Ansatz einfach sich selbst. Dauert es nämlich zu lange, bis natürliche Heferassen, die sich durchaus auf den Früchten befinden, den Gärprozess in Gang setzen, so besteht die Gefahr, dass sich z.B. Schimmelpilze entwickeln können. Dies wird jedoch durch eine rasche Alkoholbildung der Reinzuchthefen verhindert.

Beim Füllen des Ballons sollte man sich Notizen machen, um nicht vom Rezept abzuweichen. Dabei spielt die Menge der Schlehen nicht die entscheidende Rolle. Wichtig ist aber das Verhältnis Zucker : Wasser. Dies sollte etwa 1 : 2 betragen. Man kann den Wasseranteil auch etwas erhöhen. Der Wein wird dann weniger süß. In jedem Fall sollte man über seinen Ansatz genau Protokoll führen, um im nächsten Jahr das Rezept optimieren zu können.

Schließlich ist darauf zu achten, dass das Gärgefäß nur etwa bis zur Hälfte oder wenig darüber gefüllt ist. Dies gilt insbesondere, wenn kein Antigeliermittel verwendet wird. Es besteht sonst die Gefahr des Überschäumens während der stürmischen Gärungsphase. Der Ansatz wird nun mit dem Gärröhrchen verschossen und in einen warmen Raum gestellt. Nach etwa zwei bis drei Tagen fängt die sichtbare Gärung an (Gas entweicht aus dem Gärröhrchen). Die gefährliche Phase kommt etwa nach einer Woche, wenn die stürmische Phase der Gärung beginnt. Dabei kann die Schaumkrone den Gäraufsatz erreichen. Jetzt ist Vorsicht geboten. Falls der Druck nicht entweichen kann, wenn etwa eine Schlehe den Gäraufsatz verstopft, ist Gefahr im Verzug. Es besteht Explosionsgefahr! Notfalls ist der Gäraufsatz abzunehmen. In dieser Phase ist der Ansatz also im Auge zu behalten.

Das Abpressen:

Nach etwa 6 bis 8 Wochen müsste die Gärung allmählich langsamer werden. Jetzt ist es Zeit, die Schlehen zu entfernen.

Dies ist der dritte mühevolle Akt auf dem Weg zu einem guten Fläschchen Schlehenwein.

Man schwenkt den Ballon mit Inhalt, so dass eine einheitliche dünnflüssige Maische entsteht. Man gießt den Inhalt sukzessive aus. Es hat sich bewährt, hier ein Leinensäckchen (Kartoffelsäckchen) zu verwenden, um den Schlehenbrei von der Flüssigkeit zu trennen. Je kräftiger man drückt, desto mehr von den kostbaren Tropfen kann man retten. Hier empfiehlt es sich, einen zweiten Ballon zu haben, in den man dann den halbvergorenen Wein wieder einfüllt. Ansonsten wird eine Zwischenlagerung notwendig. Der Wein sollte nicht länger als nötig mit Luft in Kontakt sein. Der Ballon wird wieder verschlossen. Er kann jetzt auch an einen kühleren Ort gestellt werden, wo der Gärprozess langsam wieder einsetzt und bis zum Ende in Ruhe ablaufen kann. Dabei sollte man sich in Geduld üben. "Gut Ding braucht Weil", sagt der Volksmund. Einige Monate sollte man dem Wein Zeit geben. Würde man ihn zu früh auf Flaschen ziehen, bestünde die Gefahr der Nachgärung, d.h., dass eventuell die Korken herausgedrückt würden. Ist keine Gärtätigkeit mehr zu beobachten und hat sich der Inhalt des Ballons geklärt, kann man den Wein endlich abfüllen. Man sollte aber schon vorher darauf achten, dass der Ballon einige Wochen vor dem Abfüllen nicht mehr bewegt wird, um ein Aufwirbeln des Bodensatzes zu verhindern. Außerdem sollte er erhöht stehen, damit der Wein beim Abziehen in eine tiefer stehende Flasche fließen kann.

Das Abfüllen:

Wer bis hierher vorgedrungen ist, hat das Schlimmste schon hinter sich. Man sollte einen dünnen Schlauch verwenden, um den Wein auf Flaschen zu ziehen. Der Schlauch darf nicht zu tief eintauchen, um nicht den Bodensatz mit in die Flaschen zu bekommen. Ein kräftiger Zug am Schlauchende bringt den Wein in Bewegung. Wenn dann noch die Flasche tiefer als der Ballon steht, erreicht der gute Tropfen auch sein Ziel. Beim Korkenkauf ist zu beachten, dass es konische und zylinderförmige Korken gibt. Erstere sind zum Handverkorken gedacht, letztere für eine Verkorkmaschine. Korken sollten einen Tag im Wasser liegen und quellen, bevor sie verwendet werden. Schließlich ist es eine Frage des Geschmacks, ob man eigene Etiketten entwerfen will. Meine sehen z.B. so aus: (Etikett anklicken!)

Der Genuss:

Der Schlehenwein schmeckt jedenfalls doppelt so gut, wenn das Ambiente stimmt. Dazu gehört, wie schon gesagt, auch die Aufmachung der Flasche. Gästen sollte man übrigens nie Details über den Herstellungsprozess erzählen. Falls sie allerdings nach dem Rezept fragen sollten, schicken Sie ihnen erst am nächsten Tag eine Kopie dieses Rezeptes oder verweisen Sie auf meine Internetadresse:

http://www.doebra.de/priv/index2.htm

Über die Wirkung des Weins können hier keine Angaben gemacht werden. Die Unterschiede sind zu groß.

Wohl bekomm´s!

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