Geschichte des Obst- und Gartenbauvereins Döbra e.V.

Die Rede des ehemaligen Vorsitzenden Andreas Hägel anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums

Als eines der derzeit ältesten Dokumente der Vereinsgeschichte kann ein Redemanuskript von Andreas Hägel gelten. Es trägt den Stempel:

Andreas Hägel
(13a) Döbrastöcken 6
b. Schwarzenbach a. W./Ofr.

Liebe Obst- und Gartenfreunde!

50 Jahre sind dahin, eine lange Spanne Zeit und was haben wir in der Zeit alles erleben müssen, 2 Weltkriege, Inflation und nicht zuletzt eine Geldentwertung. Als im Jahre 1906 der Verein ins Leben gerufen wurde und beherzte Männer sich zusammen gefunden haben, ging es schnell vorwärts, es wurden Bäume gepflanzt, Versammlungen wurden besucht u.s.w.. Damals Bezirksgärtner Steiner aus Naila hielt Versammlungen. Leider sind von den Gründern keine mehr in unseren Reihen. 1914 kam der erste Weltkrieg, die meisten wurden zur Fahne einberufen. Da lag unser Verein einige Jahre still. Im Jahre 1920 hatte ich den Verein unter meiner Führung übernommen. Es war eine schwierige Zeit, 1923 kam die Inflation. Sie wissen alle wie schwer es war, etwas zu beschaffen, kein Geld war da - Einige Jahre später ist es besser geworden. Im Jahre 1939 kam der 2te Weltkrieg. Da war auch alles knapp geworden, und nur durch Tausch konnten Bäume beschafft werden, auch Düngemittel waren knapp geworden, so mußte man sich nur auf Marken befassen, die der Oberlehrer Roth in Untersiemau b. Koburg ausstellte. Nach dem Krieg ist es allmählich besser geworden. 1941 haben wir den Verein neu zusammengestellt, dank der rührigen Vorstandschaft ist es uns gelungen, daß unser Verein von 20 auf nahe 50 Mitglieder erhöht worden ist. Besonderer Dank unserem Kassier Hans Günther, der unermüdlich mitgearbeitet hat. Leider haben uns die letzten 2 Jahre große Schläge verabreicht, viele Bäume sind eingegangen, auch das Beerenobst hat stark gelitten. Nur wer mit Lust und Liebe Obstbau und Gartenkultur treibt, keine Anstrengungen, Sorgen, Mühen und Rückschläge nicht scheut, wird Erfolg haben können.

Dabei wissen wir aber auch, daß wir mit unseren Bestrebungen nicht nur unserem Geldbeutel und unserer Familie dienen, denn was wir selbst erzeugen, brauchen wir nicht zu bezahlen, sondern daß wir auch dem großen Volksganzen, dem Vaterlande und der Allgemeinheit nützen. Je mehr wir unsere eigene inländische Produktion steigern, umso weniger brauchen wir vom Auslande einzuführen, umso weniger brauchen wir Devisen, umso mehr Geld bleibt im Inland. Man sage nicht, es komme auf die paar Quadratmeter Land, das der einzelne bebaut, nicht an. Die paar Kohlköpfe und die paar Kilo Obst spiele keine große Rolle. Man täusche sich nicht. Die Statistik sagt es uns, daß mit der Hebung des eigenen Anbaues von Obst und Gemüse u.s.w. erhebliche Summen jährlich sowohl im Haushalt des einzelnen wie im Staatshaushalt eingespart werden können. Seien wir dankbar dafür, daß es uns vergönnt ist, ein Stück Boden zu besitzen, das uns gehört, auf dem wir säen und ernten können, uns tummeln können in Licht und Sonnenschein. In diesem Sinne soll die heutige 50-jährige Veranstaltung neue Freunde werben, soll unseren Verein weiter erstarken zum Wohle des einzelnen, unserer Familie und der Gesamtheit.

Auch möchte ich allen im Namen des Obst- und Gartenbauvereins Döbra, die heute gekommen sind, die Freude mit uns zu teilen, recht herzlich danken. So wünsche ich dem heutigen Tag einen recht frohen Verlauf.

 

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