Geschichte der Kirche Döbra

Teil 1

 

Am 29. Juni 1975 beging Döbra die 1OO-Jahrfeier seiner heutigen Kirche. Aus diesem Anlaß verfasste Hans Hartmann einen Rückblick in die Geschichte der Kirche. 

Vom 23. bis 25. Juni 2000 beging Döbra die 125-Jahrfeier seiner Kirche. Der Rückblick Hans Hartmanns ist der zu diesem Anlaß erschienenen Festschrift entnommen.

1. DIE PFARRKIRCHE

Obwohl Döbra auf Bamberger Gebiete lag und zum Amte und Halsgericht Radeck, nach 1500 zu Enchenreuth, gehörte, gilt ein Nürnberger Burggraf als Erbauer des ersten Kirchleins, daher stand nach einer Mitteilung von Longolius am Eingang zum Friedhof das brandenburgische Wappen, das besagte, daß Friedhof und Kirche brandenburgisches Eigentum war und der Burggraf das Recht hatte, die Kirchenherrschaft auszuüben. Das Jahr der Erbauung ist nicht bekannt. Da Döbra kirchlich bis 1822 zu Schauenstein gehörte und die Herrschaft Schauenstein 1386/88 an die Burggrafschaft Nürnberg fiel, kann die Entstehung der Kirche vor diesem Jahre nicht fallen. Urkundlich wird sie 1521 zum erstenmal genannt: "Wegen des Baues an den Kirchen zu Döbra an dem Gehöltz Rauhenberg wird anno 1521 nochmals eine Zusammenkunft in Döbra verabredet". Der erste Bau dürfte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein.

Die Kirche war St. Bartholomäus geweiht. Eine Bartholomäusstatue aus Holz befand sich noch auf dem Boden der 1867 abgebrannten Kirche. Im 17. und 18. Jahrhundert führt sie in den Kirchenrechnungen die Bezeichnung "Gotteshaus zu Unser lieben Frauen, der gebenedeiten Jungfrauen der Mutter Gottes Maria". Um 1500 wurde auf dem Altar eine hölzerne Marienstatue von einem unbekannten Meister aufgestellt, über die noch berichtet wird. Später kam sie nach Marienweiher und befindet sich heute in der dortigen Wallfahrtskirche. Ob auch Döbra in der vorreformatorischen Zeit ein Wallfahrtsort gewesen ist, wie vielfach angenommen wird, läßt sich nicht beweisen.

Im Dreißigjährigen Kriege erlitt die Kirche bei dem Einfall der Schweden und Kroaten 1632/35 durch Raub und Plünderung einen Schaden von 350 Gulden "so gantz spoliert ( = beraubt) und auß geplindert worden, sonderlich drey Kellig, so ein praedicandt ( = Kaplan, Predigergehilfe) von Schauenstein abge Nomen Und waß sonsten vor hand gewest sein Wirdt".

Nach dem Kriege wurde das Kirchlein von 1656 bis 1663 von dem Baumeister Jakob Frisch in Schönwald repariert und wahrscheinlich auch erweitert. Dabei bekam es, das zuerst mit Schindeln gedeckt war, ein Schieferdach und als Turmbekrönung eine ,,welsche Haube".

Am 25. Juli 1777 schlug der Blitz in den Turm der Kirche und verursachte an ihm und im Innern der Kirche größere Schäden. Die Lehrersfrau Maria Rosina Tittel, die das "Gewitterläuten" vornahm, wurde vom Blitz tödlich getroffen.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1867 fiel die Kirche mit dem größten Teil des Dorfes einem Brand zum Opfer. Dabei wurde auch ein 1766 in Kronach gefertigter Altar vernichtet. Infolge der sich lange hinziehenden Verhandlungen mit den Behörden und wegen des Krieges 1870/71 verzögerte sich der Wiederaufbau. Der Gottesdienst wurde im Sommer nach dem Brande in der Kirchenruine zwischen den stehengebliebenen Umfassungsmauern unter freiem Himmel abgehalten. Der Raum wurde notdürftig mit Bänken, Altartisch und Predigtstuhl versehen. Eine in der Nähe unter einem Notdach angebrachte kleine Glocke diente zum Läuten. Als im Oktober 1867 der Umbau des kleinen Schulhauses, ursprünglich ein Weberhäuschen, das die Gemeinde gekauft hatte, beendet war, wurde der Gottesdienst im Winter und bei schlechtem Wetter im dortigen Schulzimmer abgehalten, während im nächsten Sommer und bei günstiger Witterung die Kirchenruine weiter benützt wurde. Seit dem Reformationsfest 1870 versammelte sich die Gemeinde zum Gottesdienst in dem größeren Schulzimmer des Kantoratsgebäudes, das 1867 ebenfalls abbrannte und 1870 wieder aufgebaut wurde.

Von 1873 bis 1875 erfolgte der Neubau der Kirche unter Benützung der stehengebliebenen Umfassungsmauern. Am Kirchweihtag, 27. Juni 1875, wurde sie eingeweiht. Die Baukosten ohne Inneneinrichtung wurden mit 22000 Gulden veranschlagt. Von der Brandversicherung erhielt Döbra eine Entschädigung von 10 000 Gulden, 8000 Gulden übernahm die Staatskasse und die Restsumme von 4 000 Gulden bekam die Gemeinde ebenfalls auf ein Gesuch durch das Entgegenkommen der bayerischen Staatsregierung und des Landtages. Die Kosten für die Inneneinrichtung konnten von der Mobiliarversicherung auch nahezu gedeckt werden.

Größere Innenrenovierungen waren 1931 notwendig. Die Emporfelder wurden umgestaltet, die Orgelempore vorverlegt und der braungelbe Anstrich durch lichtere Farben ersetzt. Die Malerarbeiten wurden von Kunstmaler G. K. Kraemer in Nürnberg ausgeführt. Bei der i. J. 1965 vom Landesamt für Denkmalspflege unter Leitung des Oberbaurates Köhler vorgenommenen Renovierung versetzte man die Kanzel, die sich seitlich an der linken unteren Empore befand, hinter den Altar auf eine Holzsäule mit Verwendung des neugotischen Altaraufbaues. Auch eine elektrische Heizung und ein Läutwerk konnten eingebaut werden. Die Renovierungsarbeiten kosteten rd. 85 000 DM.

Am 12. Mai 1965 schlug der Blitz wieder in den Kirchturm. Es entstand nur geringer Sachschaden. Der Brand konnte von den Feuerwehren rasch gelöscht werden, die Kirche selbst erlitt keinen Schaden.

Die 33 Meter lange, 11,8 Meter breite und 16,6 Meter hohe, weithin sichtbare neugotische Saalkirche mit dem 36 Meter hohen Turm liegt am südlichen Ortsausgang des ummauerten Friedhofes und gilt als das Wahrzeichen des Dorfes. Das Kirchenschiff, 17 Meter lang, 9,3 Meter breit und 9,7 Meter hoch, mit Altar und Kanzel, Taufstein, Orgelgehäuse und Gestühl in neugotischen Formen aus der Bauzeit bildet ein Viereck, der Chor ein Fünfeck. Das Altarbild stellt den Kampf in Gethsemane dar. Die Seitenbilder zeigen links Paulus, der sich auf ein Schwert stützt, rechts Petrus, der in der rechten Hand das Evangelium, in der linken die Schlüssel trägt. Im Innern ist die Kirche mit einer kassettierten Flachdecke, Spitzbogenfenstern mit Maßwerk und an drei Seiten mit umlaufenden bemalten Holzemporen ausgestattet, die an den Langseiten zweigeschossig sind.

Sie ist aus Bruchsteinen erbaut und an der Westseite verschiefert. Der Turm besteht aus drei quadratischen Geschossen, darüber befindet sich ein achtseitiges Glockengeschoß aus Sandsteinquadern, über den Giebeln ein hoher, verschieferter Spitzhelm.

Die erste Orgel, ein kleines Werk, mit vier Registern, stammte aus dem Jahre 1697. Sie scheint von den Spielern oder von Unbefugten sehr schlecht behandelt worden zu sein, denn bereits 1709 wurde bei einer Prüfung festgestellt, daß sie reparaturbedürftig sei. 1715 wurde sie ausgebessert und um fünf weitere Register vermehrt. Die Orgel wurde bis 1778 verwendet. In diesem Jahre erbaute der Hofer Meister Friedrich Heidenreich ein neues Werk um 100 Gulden, das beim Brand 1867 ebenfalls den Flammen zum Opfer fiel. Die beim Wiederaufbau der Kirche aufgestellte Orgel mußte nach einigen Jahren wegen großer Schäden wieder abgebrochen werden. 1894 erhielt die Kirche von der Firma G. F. Steinmeyer in Ottingen die heutige Orgel mit zwei Manualen und 18 Registern um 3320 RM. 1973 wurde sie von dem Orgelbaumeister Erich Bauer in Oberasbach bei Nürnberg gründlich überholt. Die Pfeifen sowie das Gehäuse wurden gereinigt, alle Holzteile wegen eines etwaigen Auftretens des "Wurms" mit einem Giftstoff bespritzt, die abgetretenen Tasten des Pedals erneuert und alle Pfeifen gestimmt. Auch ein Gebläse wurde eingebaut.

Von den drei Glocken, die sich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf dem Turm befanden, stammte die kleinste aus dem Jahre 1518, die mittlere aus dem Jahre 1538. Eine dritte, die größte, wurde aus einer älteren 1579 in Stadtsteinach umgegossen. An ihre Stelle kam 1733 eine neue, die der Hofer Glockengießer Grumlich auf Anordnung Bambergs um 277 Gulden 15 Kreuzern goß. 1867 wurden die drei Glocken bei dem Brand vernichtet.

Nach dem Wiederaufbau der Kirche bekam Döbra auf ein Gesuch an den bayerischen König Ludwig II. Metall von erbeuteten französischen Kanonen für neue Glocken. Diese Glocken, deren Geläut nach glaubwürdigen Aussagen älterer Personen eines der schönsten der ganzen Umgebung war, blieben bis zum Ersten Weltkriege auf dem Turm. Nachdem bereits mehrere Wochen vorher die Prospektpfeifen der Orgel beschlagnahmt und abgeliefert worden waren, bedeutete es für die Bevölkerung einen schmerzlichen Verlust, als die große und die kleine Glocke abgenommen wurden, um zu Mordwerkzeugen für den Krieg umgewandelt zu werden. Am 1. Juli 1917 läuteten sie zum letztenmale. Nur die mittlere Glocke verblieb der Gemeinde.

Nach dem Kriege erbrachte unter Pfarrer Beckhaus eine Sammlung für neue Glocken einen Betrag von fast 1000 RM. Bei der Glockengießerei Franz Schilling in Apolda sollten zwei neue Bronzeglocken in dem benötigten Gewicht i. J.1920 etwa 35 000 RM kosten. Obwohl es sich um eine beträchtliche Summe handelte, konnte die Anschaffung gewagt werden. Pfarrer Rupprecht, der Nachfolger des Pfarrers Beckhaus, richtete Bittbriefe an ehemalige Gemeindeangebörige des In- und Auslandes und bat um Spenden, die einen Betrag von über 15000 RM erbrachten, auch regte er eine Haussammlung an, so daß nach kurzer Zeit das Geld aufgebracht werden konnte. Am 12. Mai 1921 trafen die beiden neuen Glocken ein, und am Sonntag, 5. Juni, wurde im Gottesdienst die Weihe vollzogen. Sie kosteten ohne Zubehör 38 784 RM. Die große Glocke, Ton f ', war 669 kg schwer und trug die Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Die mittlere, auf dem Turm belassene, Ton a ', trug die Inschrift: Heilig, Heilig, Heilig, ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Die kleine, Ton c ', war 170 kg schwer und trug die Inschrift: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den größten Nöten, die uns getroffen haben.

Im Zweiten Weltkriege, am 2. März 1942, wurden die Glocken zum zweitenmale abgenommen, diesmal die große und die mittlere, während die kleine, die Sterbeglocke, der Gemeinde verblieb. Die abgenommenen Glocken wurden nach ihrem historischen oder Metallwert in die Gruppen A, B, C, eingestuft und in Hamburg gelagert. Während die Gruppen A und B den Krieg überdauerten und in ihre Heimatgemeinden zurückkehren konnten, sind die Glocken Döbras mit fast allen C Glocken eingeschmolzen worden.

Nach dem Kriege war es ein Anliegen der Bevölkerung, wieder das volle Geläut der Glocken zu bekommen. Nach der Währungsreform i. J. 1948 vergingen noch einige Jahre, bis der sehnlichste Wunsch der Kirchengemeinde in Erfüllung ging. Die Mittel zur Anschaffung neuer Glocken wurden durch eine Kleinsammlung sowie durch Spenden der Bevölkerung aufgebracht, so daß der Glockengießerei F. W. Schilling in Heidelberg der Auftrag für den Glockenguß erteilt werden konnte. 

1953 wurden zwei Glocken geliefert. Die große Glocke, 760 kg schwer, Ton f ', trägt die Inschrift: Heilig, Heilig, Heilig, ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt. Die mittlere Glocke, 380 kg schwer, Ton a ', trägt die Inschrift: Danket dem Herrn und verkündet sein Tun unter den Völkern. 
Die beiden Glocken wurden von der Firma Bischoff, Naila, von Heidelberg nach Schwarzenbach a. Wald gebracht und mit einem Pferdegespann nach Döbra gefahren.
Am 15. November 1953 wurden sie im Rahmen des Gottesdienstes feierlich geweiht. Sie kosteten ohne Zubehör 8800 DM.

Ein schöner Brauch soll noch erwähnt werden. Nach dem Mittagläuten um 12 Uhr erfolgt ein dreimaliges Nachschlagen an die Glocken. Die drei Nachschläge erinnern an die Türken. Sie drangen 1529 und 1683 bis Wien vor und bedeuteten für das christliche Abendland und die europäische Kultur eine große Gefahr. 1594 ordnete der Bayreuther Markgraf Georg Friedrich an, daß wegen der anstürmenden Türken in allen Städten, Märkten und Dörfern seines Landes zur Mittagszeit um 12 Uhr "mit der großen Glocken, so man die Türkenglocken nennet, ein Zeichen geläutet werde", um die Bevölkerung an ihre Gebetspflicht zu erinnern. Seit dieser Zeit ist das Mittagläuten mit den drei Nachschlägen, den Türkenschlägen, bei uns gebräuchlich.

Das heutige Pfarrhaus, ein schlichtes zweigeschossiges Gebäude mit Walmdach, wurde 1825 errichtet. Die Gemeinde Haidengrün wehrte sich damals gegen die Erbauung und wollte keine Hand- und Spanndienste leisten, weswegen sie eine Geldstrafe zahlen mußte.

Teil 2